Karl-Heinz Will |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Geht es dir manchmal auch so, dass das Leben scheinbar nur so vorüberfliegt?
Da erscheint mir eine Homepage eine Gelegenheit zu sein, darüber nachzudenken, wer man ist, woher man kommt und wohin man geht.
Geboren bin ich im Jahre 1954 in einem kleinen Dorf am Rande des Westerwaldes, wo bekanntlich der Wind immer so kalt pfeift. Ein Dörfchen von 200 Einwohnern. Links oben sieht man das Rathaus, die Kirche und die Dorfschule in einem einzigen Gebäude vereint. Einen Beitrag zur Amdorfer Geschichte findet man auf :
Was hat sich meine Mutter über die Falten aufgeregt!
Dort wurde ich in die einklassige Volksschule mit 7 Jahren als einziges Kind meines Jahrganges eingeschult, was für mich ungeahnte Vorteile mit sich brachte. So wurde mir eine ganz individuelle Förderung zu Teil, weil unser Lehrer Walter Redert mich immer zu denen steckte, mit denen ich mitzukommen schien. Da ich schon lesen konnte, als ich in die Schule kam (das war das Ergebnis einer Windpockenerkrankung in Kombination mit einem intensiven Studium des Bilderbuches "Peterchens Mondfahrt"), musste ich im Tante Emma-Laden (Moersch genannt) immer einem ungläubigen Publikum die Zeitung vorlesen. Die Winter schienen damals, so zumindest meine Erinnerung, härter gewesen zu sein. An ein Jahr ohne Schnee kann ich mich nicht erinnern. Hier das älteste Foto, das es von mir gibt aus dem Jahre 1957 mit Blick auf die Bornwiese.
Klein Kalle auf dem Schlitten
Schön, wenn man einen so großen Bruder hat!
und noch einen, noch größer!
Das Leben in Amdorf war nach dem Krieg hart und die meisten Menschen gingen neben ihrem Beruf auch noch in den Stall und auf den Acker. Da musste jeder mit anpacken.
Kartoffellese mit Leni, Walter, Karin, Gertrud und Kalle
Nach der Kuh, kam dann der Traktor als Zugmaschine. Mein Vater hat oft geflucht über die einfachen Verhältnisse, denn in den Weiten Russlands hatte er mit großen Mähdreschern riesige Felder abgeerntet.
Getreideernte - mein Bruder Friedel fährt den Traktor, mein Vater sitzt auf der Mähmaschine und streicht das Mähgut zu Garben ab. Neben mir Klaus Thielmann
Schulbildung wurde noch nicht so ganz wichtig genommen und deshalb kramte mein Volksschullehrer seinen besten Anzug hervor, um an einem Sonntag meinen Eltern klar zu machen, dass ich mindestens eine Realschule besuchen müsste, wozu es dann, Redert sei Dank, auch 1965 kam.

Zunächst mit 46 Klassenkameraden an den Hintersand
dann in die Alsbach,
dort habe ich durch zwei Kurzschuljahre die verspätete Einschulung wieder aufgeholt,

anschließend zum Gymnasium, das ich 1973 mit dem Abitur abschloss.
Auch in Amdorf brachte die Wirtschaftswunderzeit bescheidenen Wohlstand. Ein kleines Häuschen im Grünen, das meine Eltern weitgehend selbst gemauert hatten, war bei meiner Geburt schon da, denn ich bin zu Hause geboren, im Gegensatz zu meinen beiden älteren Brüdern.

Klein Norbert, Johann, Kalle, Gertrud
Damals leisteten sich meine Eltern bereits 1960 das erste Auto, einen VW Käfer, der ganze Stolz meines Vaters, und eine jährliche Urlaubsreise nach Berchtesgaden in eine Bauernpension oder nach Österreich. Damals kostete der Liter Normalbenzin noch 49 Pfennige und bis zur Autobahn waren es fast 100 Km. Es war immer so lustig, meinen Vater während der Fahrt zu beobachten, wie er beim Überholen immer näher ans Lenkrad rückte, wenn der brave Käfer mit 115 Kmh langsam an einem LKW vorbeizog.
Die Kühe in Bayern sahen immer irgendwie herausgeputzt aus.
Der Gamsbart im unteren Bild war übrigens nicht echt, der stammte in Wirklichkeit von einem Wildschwein aus dem Rothaargebirge, von Haaren, die ich einem kapitalen Keiler während einer Fütterung am Zaun entwendet (gezupft) hatte, aber gestunken hat er sicher genauso. Als Seppl mit Hut und a Lederhosen habe ich dann die Berge unsicher gemacht.
Meine Eltern und ich auf dem Jenner
Da wir ziemlich außerhalb wohnten, war ich meistens allein unterwegs in Wald und Flur und wenn ich heute dort spazieren gehe, verspüre ich schon mal den einen oder anderen Stich in der Herzgegend , ein echtes Heimatgefühl, das sich hier einstellt und das ich früher belächelt hätte.

Hier sind wir früher Schlitten gefahren und weil es dort eine "popoförmige" Bodenwelle gab, wurde diese Stelle die "Arschkerb" genannt.

Dorfpanorama
Hin und wieder wurde auch zu Hause musiziert. Nachdem ich ursprünglich die Geige meines Vaters nicht anrühren durfte, spielte ich auf einem selbstgebauten Instrument, bestehend aus einer Zigarrenkiste, Nägelchen und Gummis, die dann gestimmt werden mussten. Da hatten meine Eltern ein Einsehen und ich bekam Violinunterricht.
Als ich älter wurde kam dann die wilde Zeit der 68er Jahre: die Haare wurden länger und die Weltanschauungen links, doch den gesunden Menschenverstand habe ich mir dabei nicht verbiegen lassen.
Nachdem meine Eltern sich endlich mit den langen Haaren abgefunden und sie akzeptiert hatten, habe ich sie mir wieder abschneiden lassen, ganz kurz, versteht sich.
Nach dem Abitur ging es zum Studium nach Siegen, wo ich ab 1974 auch eine eigene kleine Wohnung hatte. Die Verhältnisse an der Gesamthochschule/Universität waren zunächst sehr verworren, denn man studierte nach vorläufigen Studienordnungen und dies änderte sich auch während des Studiums vorläufig nicht.
GHS-Universität Siegen
Zunächst war ich für das Lehramt an Gymnasien eingeschrieben, doch die Berufschancen wurden immer schlechter. So schwenkte ich um auf das Lehramt für Realschulen und machte dann nach alter Prüfungsordnung 1977 mein erstes Staatsexamen. Inzwischen wurde ich vom Kreiswehrersatzamt zum dritten mal gemustert und für die Ersatzreserve II vorgesehen, das heißt, eigentlich wollten sie mich nicht. Ich sie allerdings auch nicht, denn ich hatte den Wehrdienst verweigert. So kam ich vor den Prüfungsausschuss und mein Gewissen wurde auf Herz und Nieren "geprüft". Sie boten mir sofort an, meinen Antrag zurückzuziehen, denn mit Ersatzreserve II bräuchte ich nicht mit einer Einberufung zu rechnen,aber ich traute den Brüdern in den grünen Röcken nicht und entschied mich "gewissenhaft" für den Zivildienst, den ich an der Ottfried Preußler Schule in Dillenburg ableistete. Allein über diese Zeit könnte ich ein Buch schreiben.
Karneval in der Sonderschule
In den ersten drei Monaten kam ich in die Küche und dort habe ich kochen gelernt. Einiges kannte ich ja schon von meiner Mutter. Dann entdeckte man, dass ich ja bereits eine pädagogische Ausbildung und das erste Staatsexamen hatte und von da an wurde ich einer Klasse zugeteilt.
Meine Klasse in Dillenburg

Gunter Gabriel singt
für behinderte Kinder
Nachdem meine Zivildienstzeit vorbei war, erhielt ich an der Ottfried Preußler Schule einen Lehrauftrag, so, dass ich insgesamt zwei Jahre dort tätig war. Die Arbeit mit Behinderten Kindern hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich wäre auch gerne dort geblieben, aber dann kam schließlich die Refrendarstelle an der Burgsitz Gesamtschule in Spangenberg.
Dort wurde mir sogleich vom ersten Tag an eine Klasse zugewiesen, weil deren Klassenlehrer sehr krank war und außerdem Lehrermangel herrschte. So war ich von Anfang an mit einigen Stunden im Dienst, was mir aber ganz recht war, weil die Schüler so zunächst gar nicht gemerkt haben, dass ich ja nur Refrendar war. So habe ich diese Klasse die meiste Zeit über faktisch geleitet, einen zweiwöchigen Schullandheimaufenthalt durchgeführt und auch beim Schulabschluss hat der eigentliche Klassenlehrer gefehlt.
Meine Klasse in Spangenberg

Die Klasse R 10A 2003
Ja, Edith, das hätte
dir auch gefallen !

Mit dieser Klasse verbindet mich bis heute ein mehrmonatiges Schulprojekt über die jüdische Geschichte der Stadt, eine Ausstellung zu diesem Thema und ein Gedenkstein, den die Stadt auf Anregung der Klasse hat errichten lassen.
In der Zwischenzeit hatte ich geheiratet und 1981 kam mein erster Sohn (Julian) zur Welt. In diesem Jahr zogen wir nach Fredeburg, damals noch ohne "Bad" , dafür aber mit einigen Geschäften.
Die 80er Jahre waren
friedensbewegte Zeiten
mit großen Demonstrationen
In dieser Zeit ging schließlich meine erste Ehe in die Brüche und ich versuchte mich eine Zeit lang als alleinerziehender Vater. Im November 1987 schließlich feierte die Realschule Fredeburg ein wichtiges Fest, sie wurde 20 Jahre alt. Hier lernte ich meine jetzige Frau kennen. Na ja, eigentlich kannte ich sie ja schon als Schülerin aus dem Jahre 1981, aber damals war sie mir noch nicht sonderlich aufgefallen. Das sollte sich jetzt ändern. Wir heirateten 1992 und bekamen zwei weitere Kinder. Jetzt waren wir zu fünft.
Jonas und Leon
Sehr viel später bin ich dann auf die schiefe Bahn geraten und werde seitdem steckbrieflich gesucht. ...Psssst, muss ja keiner wissen, dass ich hier bin.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|